Paradigmenwechsel

Eigentlich könnte man doch heutzutage erwarten, dass die Fragen nach einer humanen und effektiven Bildung längst beantwortet seien. Nirgendwo ist mir allerdings ein Bildungskonzept zu Ohren gekommen, welches sich konsequent und systematisch die Aufgabe vorgenommen hat, den Einzelnen wirklich ins Zentrum der pädagogischen Bemühungen zu stellen um ihm zur vollen Entfaltung seiner individuellen Persönlichkeit und Originalität zu verhelfen. Erst dann können wir erwarten, dass wir mit kindlicher Leichtigkeit und Begeisterung Höchstleistungen vollbringen. Alles Andere ist vielleicht gut gemeint, letztlich aber Ausbeutung oder Selbstausbeutung, also menschenunwürdig. So sind die Begründungen, das Bildungssystem zu erneuern, heutzutage eher von Angst, den globalen Anschluß zu verpassen geleitet. Angst aber führt nicht immer zu den besten Lösungen.

Um in positiver Richtung weiterzukommen, sind einige Paradigmenwechsel vorzunehmen:

Die Wahl der Inhalte und des jeweiligen Niveaus muß dem Einzelnen überlassen bleiben, damit der Entfaltungsprozess in Übereinstimmung mit dessen Begabungsspektrum und Entwicklungsgrad stattfinden kann. Zum besseren Verständnis ein scheinbar banales Beispiel für eine Grundlage. Was ist die Grundlage für einen Fischer? Hat sie ein Abiturient mit bestem Abschluß? Nein, er wird den Fisch nicht fangen, da ihm die Grundlage fehlt! Er hat es nicht (rechtzeitig) gelernt, sich mit dem Fisch, den er fangen will zu identifizieren, er weiß nicht, was er denkt und fühlt, um ihm das anzubieten, worauf er Appetit hat. Identifikation mit den wesentlichen Elementen der diversen Lebensbereiche sind die Grundlagen, auf denen man selber durch Selbst-Lern-Prozesse in den in sich vernetzten Lebenswelten durch praktisches und spielerisches Tun und neugieriges Ergründen weiterkommt. Das freie Spiel des Kindes ist das Vorbild.

Natürlich gibt es noch weitere elementare Bereiche, die neu überdacht werden müssen um einen menschenwürdigen Schritt in die Zukunft zu tun. Gerne melde ich mich gelegentlich wieder zu Wort.

Forum Bildung, 27.01.2000